Man fällt positiv auf, wenn man über etwas spricht, mit dem man sich beschäftigt, das man verstanden und durchdacht hat. Am besten gelingt dies in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.
Das Studium Generale gibt Ihnen dazu Gelegenheit. Es hat zum Ziel, Ihren Horizont zu erweitern und Sie mit interessierten Menschen Interessantes, z. B. aus Geschichte, Gesellschaft, Politik, Philosophie, Kunst, Musik, Literatur, Medizin, Technik und Astronomie erfahren und diskutieren zu lassen. Expertinnen und Experten vermitteln Ihnen die wesentlichsten Wissensinhalte unserer komplex gewordenen Welt, und zwar verständlich und lebensnah.
Sie können jederzeit einsteigen und benötigen dazu keine besonderen Voraussetzungen.
Im Mittelpunkt des Studium Generale im Semester 2023-I steht die Weiterführung der "Umbrüche Europas und das verblüffende Erbe" von 1500 bis 1800. Wie immer wird der spannende Themenschwerpunkt durch andere, sorgsam ausgewählte Aspekte ergänzt, erweitert und Bezüge zur Jetztzeit hergestellt.
08.02.2023, Rainer Holl
Neuzeit: Die Sprache muss wachsen
Spätestens mit der Wende zum 16. Jahrhundert veränderte und erweiterte sich die bislang bekannte Welt der Europäer geradezu stürmisch. Amerika war entdeckt worden, neue Mächte (wie England, aber auch das Osmanische Reich) rangen mit den bisher maßgebenden Staaten (Deutsches Reich, Spanien, Portugal, Byzanz) um die Vorherrschaft. Die Erfindung des Buchdrucks eröffnete Bildung und Einfluss für ganz neue Schichten der Bevölkerungen. Neue Zweige der Wissenschaft entwickelten sich in den klassischen und in den vielen neugegründeten Universitäten. Die schon länger bröckelnde Einheit der Kirche zerfiel in eine Fülle von Kirchen und Sekten.
Die Spuren, die all solche Aufbrüche in unserer Sprache hinterließen, versucht der Referent in einem ersten Schritt für die Zeit bis etwa 1800 darzustellen.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
15.02.2023, Rainer Holl
Der geteilte Himmel
Für alle Fragen des Himmels war im Mittelalter zumindest für das lateinische Europa die katholische Kirche mit dem Papst an der Spitze zuständig. Hatten schon früher kritische Bewegungen ihre Stimme in religiösen Fragen (meist erfolglos) erhoben, so entstanden mit der Reformation eigene Kirchen neben der römischen Kirche. Da sie von vielen Fürsten unterstützt wurden, konnten sie sich halten. Alle beanspruchten für sich, die wahre Kirche darzustellen. Damit waren heftige Konflikte vorprogrammiert, die sich wegen der Parteinahme der staatlichen Mächte auch militärisch entluden.
Aber auch Naturwissenschaftler richteten jetzt ihren Blick auf den Himmel und entdeckten dort Welten, die die religiösen Autoritäten zutiefst alarmierten. Das sich erschließende neue Weltbild ließ alte Gewissheiten wanken.
Die Reformatoren hatten mit ihrem Kampfruf „Allein die Heilige Schrift“ die intensive Beschäftigung mit der Bibel ins Zentrum des Glaubens gerückt. Das führte jedoch dazu, dass sich der Blick von der göttlichen Inspiration auf die historischen Hintergründe des Alten und Neuen Testamentes verschob. Eine immer stärkere Relativierung religiöser Überzeugungen setzte jetzt ein.
Wie aus diesen gewaltigen Umbrüchen unsere heutige religiöse Welt sich zu formen begann, will der Vortrag in Umrissen nachzeichnen.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
01.03. und 15.03.2023, Christa Koch
Weltliche und geistliche Macht und Prachtentfaltung in Renaissance und Barock.
Die Geschichte der Kunst und ihrer Funktionen.
Immer schon, seitdem es Kunst gibt, hatte sie verschiedene Funktionen zu erfüllen. Die Kunst, Kunstwerke zum Sprechen zu bringen, darf sich von daher nicht auf deren ästhetische Wirkung allein beschränken. Sie muss sich vielmehr mit Fragen nach den religiösen, den politischen und den abbildenden Rahmenbedingungen, also dem schöpferischen Gesamtprozess als eines Schmelztiegels verschiedendster Ideen und Eingebungen, auseinandersetzen, ohne dabei den singulären Wert des Einzelwerkes aus den Augen zu verlieren. In komprimierter Form sollen religiöse und profane Kunstwerke der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert vorgestellt werden.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
08.03.2023, 18.00 - 19.30 Uhr, Dr. Walter Eschenbacher
„LiteraTour“ - von der Reformation bis zur Revolution (1500 – 1800)
Drei Jahrhunderte und sechs literarischen Epochen sind Gegenstand dieser LiteraTour: Humanismus – Reformationszeit – Barock – Aufklärung – Empfindsamkeit – Sturm und Drang.
Der Referent zeigt die markantesten Unterschiede der einzelnen Epochen an Beispielen auf und erklärt, wie sich die geschichtlichen, theologischen, philosophischen, und technischen Entwicklungen auf literarische Formen und Inhalte ausgewirkt haben.
U. a. geht er auf die Werke von Sebastian Brant, Martin Luther, Jakob Böhme, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Friedrich Gottlieb Klopstock, Gotthold Ephraim Lessing, Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder sowie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller ein.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
22.03. und 29.03.2023, Georg Piel
Linien und Brüche in der Musikgeschichte von 1500 bis 1800
An zwei Abenden soll ein Überblick über die Musikgeschichte von ca. 1500 bis 1800 gegeben werden.
Am ersten Abend stehen zunächst die Veränderungen im Mittelpunkt der Betrachtung, die sich im 16. Jahrhundert am Markusdom in Venedig unter dem Einfluss der Komponisten Andrea und Giovanni Gabrieli vollzogen haben. Im Anschluss soll Claudio Monteverdi zur Sprache kommen, der ebenfalls am Markusdom in Venedig gewirkt hat. Sowohl Giovanni Gabrieli als auch Monteverdi hatten maßgeblichen Einfluss auf Heinrich Schütz, der nach seinen zwei Italienaufenthalten, wo er zunächst bei Giovanni Gabrieli und dann bei Monteverdi studierte, zur prägenden Gestalt der protestantischen Kirchenmusik in Deutschland im 17. Jahrhundert wurde. Abgerundet wird der erste Abend mit Johann Sebastian Bach als großem Vollender der musikalischen Epoche des Barock.
Am zweiten Abend geht es um die exponierten Vertreter der „Wiener Klassik“ Haydn, Mozart und Beethoven. Zunächst wird bei einem Blick auf das Streichquartettschaffen von Joseph Haydn dessen Bedeutung als Wegbereiter einer sich abzeichnenden, neuen, bürgerlichen Musikkultur ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erläutert. Bei der folgenden Beschäftigung mit Mozart steht dessen durch zahlreiche stilistische Brüche gekennzeichnete Oper „Die Zauberflöte“ im Mittelpunkt. Zuletzt soll anhand von Beispielen aus dem Kammermusikschaffen Beethovens ein Eindruck von dessen Spätwerk mit seinen revolutionären Neuerungen gegeben werden.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
19.04.2023, Prof. Dr. Udo Worschech
Das Aufkeimen der Archäologie und die Folgen
Die in der Renaissance einsetzende Wiedergeburt klassisch-antiker Gelehrsamkeit führte bereits im 15. und 16. Jahrhundert zu einem gesteigerten Interesse an griechischen und römischen Altertümern. Die Leidenschaft zu sammeln, Architektur und Schätze zu heben, war geboren. Cyriacus von Ancona (* um 1391; † um 1455), der Gründungsväter der modernen Klassischen Archäologie, wollte durch seine Forschungsunternehmungen die damalige Weltsicht nicht infrage stellen. Doch mit den zunehmenden Funden und der weiteren Systematisierung der Archäologie war spätestens ab dem Ende den 18. Jahrhunderts klar, dass die Menschheitsgeschichte neu geschrieben werden musste. Prof. Worschech, selbst Archäologe, nimmt Sie auf diese spannende Reise mit.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
26.04.2023, Prof. Dr. Udo Worschech
Der Mensch im Mittelpunkt
Mit den neuen Erkenntnissen der aufkommenden Wissenschaften, u. a. auch der Archäologie, musste sich die Kirche auseinandersetzen und gleichzeitig immer wieder von ihren Positionen zurückweichen. Der Satz „Ich widersage“, wurde zwar um diese Zeit von vielen bekundet, doch insgeheim waren viele Gelehrte spätestens ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts überzeugt, dass biblische Lehre und wissenschaftliche Weltsicht nicht mehr zusammenpassten. Nicht mehr die Bibel, sondern der Mensch mit seiner Erkenntnisfähigkeit und seinen Bedürfnissen selbst rückte in das Zentrum des Interesses. An ausgewählten Beispielen erklärt der Referent die z. T. abrupten Entwicklungen, die bis in unsere heutige Epoche hineinragen.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
03.05.2023, 18.00 - 19.30 Uhr, Dr.-Ing. Bernhard Niethammer
Umbrüche in der Landwirtschaft in der frühen Neuzeit - Herausforderungen und Chancen
17.05.2023, Wolfgang Vogt
Die Entwicklung der Zeitmessung von den Anfängen bis zur Gegenwart
Von den Elementaruhren wie Sonnen-, Wasser-, Sanduhren u.a. wird im Vortrag ZEIT erlebbar gemacht. Sie lernen die ältesten, schönsten, genauesten und merkwürdigsten Uhren in der Geschichte der Zeitmessung kennen. Außerdem erfahren Sie interessante Anekdoten über künstlerisch begabte und technisch versierte Uhrmacher aus unserer Region.
Veranstaltungsort: Maximilian-Kolbe-Haus, Donaustraße 1, Seminarraum 3, 18.00 - 19.30 Uhr
Drei Kunstformen miteinander verwoben im Gespräch. Die Memminger Kinderbuchautorin, Malerin und Lyrikerin Gabriele Gernhard-Eichenauer, Preisträgerin von Lyrik-und Malwettbewerben, unter anderem des „großen Formats“ im Kreuzherrnsaal, liest Gedichte aus ihrem Gedichtband „Ein neuer Tag“. Ergänzt werden diese durch kleine Anekdoten verschiedener Künstler/innen, erzählt von Max Eichenauer. Mit Klarinette und im Zusammenspiel mit dem Pianisten Uli Willer entstehen stimmungsvolle Klangbilder zu malerischen Projektionen. In der Galerie sind gleichzeitig Originale der Künstlerin zu sehen. Die Besucher sind nach der Lesung herzlich auf ein Glas Wein und anregende Gespräche eingeladen. Eine Anmeldung ist erwünscht.
Das Allgäuer Literaturfestival ...
... hat sich etabliert und ist weit über die Grenzen des Allgäus zur festen Institution geworden, das jährlich im Spätfrühling an besonderen Orten Interessierte zu Autorenlesungen einlädt.
Deutschland 1918. Ende des Ersten Weltkriegs, Revolution, Sieg der Demokratie. Zugleich beginnt ein Siegeszug befreiter Lebensweisen. Die Inflation bringt die überlieferten Werte ins Wanken. Alles soll von Grund auf anders werden: die «Neue Frau», der «Neue Mann», «Neues Wohnen», «Neues Denken». Als es Mitte der Zwanziger auch wirtschaftlich aufwärts geht, wird Deutschland ein anderes Land. Frauen erobern die Rennpisten und Tennisplätze, gehen abends alleine aus, schneiden sich die Haare kurz und denken nicht ans Heiraten. Unisex kommt in Mode, Androgynes und Experimentelles.
Jähner erzählt von der Erfindung der Freizeit, von Boxhallen und Tanzpalästen, und von den Hotspots der Neuen Zeit, vom Büro und Großstadtverkehr, vom Warenhaus als Glücksversprechen oder der Straße als Ort erbitterter Kämpfe.
So vieles wirkt heute verblüffend modern. Die Vorliebe für Ironie, das Gradlinige und Direkte. Aber auch die Angst vor der «Entwertung aller Werte», der Herrschaft des Billigen. Ein großer Teil der Deutschen fand sich im Aufbruch nicht wieder. Als das Geld knapper wurde und die Zukunft düsterer, offenbarte sich die tiefe Spaltung der Gesellschaft und die Unfähigkeit, sie auszuhalten. Harald Jähner liefert eine Gesamtschau dieser so pulsierenden, reichen Zeit – und zeichnet das Bild eines zerrissenen Landes voll gewaltiger und erschreckender Energien.
Es ist uns irritierend ähnlich und – hoffentlich – doch ganz anders.
Freuen Sie sich auf einen besonderen Abend mit viel italienischem Flair, dazu Wein, Musik und dem schönen Klang der italienischen Sprache – im herrlichen Ambiente des ehem. Antoniterklosters. Die Autorin und Journalistin Valeria Vairo entführt Sie in das Land der Sehnsucht und wartet gleichzeitig mit Überraschungen auf. Wussten Sie beispielsweise, dass der weltberühmte Parmesan mittlerweile (auch) von Indern hergestellt wird, die sich in der Emilia-Romagna angesiedelt haben und mit ihren bunten Turbanen das Bild beleben? Und, dass in verlassenen Dörfern im ganzen Land junge Leute mit interessanten Projekten ihre Visionen umsetzen? Frau Valeria Vairo führt uns an Orte und stellt uns Menschen vor, die den Blick auf „Il bel paese“ beleben und neugierig machen auf ein anderes Italien, abseits von bekannten Pfaden.
Traumfrau mit Ersatzteilen ist eine bittersüße Komödie über die Herausforderungen des Älterwerdens, den Verlust von Illusionen und den Wert von Freundschaft. Sechzig werden? Eine Zumutung für Cora Schiller, die ihren runden Geburtstag am liebsten ignorieren würde. Aber plötzlich wollen alle von ihr wissen, welche Träume sie sich erfüllen möchte, bevor es zu spät ist. Ein Start-up gründen? Den Kilimandscharo besteigen? Dabei wünscht sie sich eigentlich nur, dass alles so bleibt, wie es ist. Als sie eine schockierende Mitteilung erhält, wacht Cora auf und begreift: Leben ist das, was passiert, während man gerade andere Pläne hat...